Bilder, die Geschichten erzählen, haben meist einen gewissen Ausdruck, eine deutliche Philosophie, eine besondere Bildsprache.
Für authentische Fotografie ist es sehr wichtig, Emotionen komprimieren zu können.
Sie sind nicht belanglos oder zufällig entstanden. Sie haben einen klaren “reason for being”, weil sie für etwas ganz Bestimmtes stehen.
Meist bringen sie das auf den Punkt, was andere Bilder nicht schaffen: Das Gefühl, das Geschehen oder einen unwiederbringlichen Moment. Natürlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, solche Bilder als Fotograf entstehen zu lassen.
Besonders in Hochzeitsreportagen spielt die Bildsprache eine große Rolle.
Ich möchte euch hier meine 3 Quick Tipps für eine stäkere Bildsprache liefern, die in meinem eigenen Business seit Anbeginn eine tragende Rolle spielen.
Vielleicht setzt ihr das ein oder andere ja bereits um, super! Wenn nicht, ist heute der beste Tag um damit zu beginnen.
1. Menschenfreund sein
Um das Geschehen wirklich authentisch zu dokumentieren, solltet ihr nicht immer bloß beobachtend abseits der Menschenmassen stehen.
Manchmal ist es gut, mittendrin zu sein, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und so auch ihr Vertrauen zu gewinnen.
Je weniger sie euch als Fremden wahrnehmen, desto eher werden sie sich öffnen und sich in eurer Gegenwart weiterhin ganz natürlich verhalten.
So könnt ihr viel einfacher auf Momentejagd gehen!
Auch ein persönlichkeitsbezogenes Marketing kann hier vorweg bereits eine Vertrauensbasis schaffen und euren Kunden auch helfen, euch einzuschätzen, bevor sie euch kennen lernen. Human Branding klingt kompliziert, ist aber letztendlich nur eine Art des Marketings, in der eure Persönlichkeit und die persönlichen Gemeinsamkeiten mit eurer Zielgruppe die größte Rolle spielen.
Hierfür könnt ihr euch zum Beispiel gleich zu Beginn fragen: „Was treibt mich an und wofür stehe ich als Mensch?“, „Welchen besonderen Mehrwert bietet meine Arbeit anderen Menschen?“ und „Was verbindet mich mit meinen Kunden auf emotionaler Ebene?“.
Sich diese Fragen ganz zu Beginn zu stellen und bewusst in die eigene Arbeit einzubinden wird sich nachhaltig positiv auf eure Bildsprache und Unternehmenssprache auswirken: Euer Ausdruck wird stärker, eure Marke unverwechselbarer. Ihr wirkt authentischer und eure Bilder gefühlvoller
2. Zoom vs. Festbrennweite
Weniger zoomen, mehr bewegen! Ich bin gerne nah am Menschen und um dorthin zu kommen, benutze ich am liebsten meine Füße.
Wenn ich eine Situation interessant finde, dann gehe ich näher an sie heran. Ich erlebe das Geschehen so unmittelbarer und nicht nur aus der Ferne.
Ich möchte mit meinen Kunden mitfühlen und mitfeiern. Weil ich das liebe.
Bevor ich einen Moment fotografiere, spüre ich, dass er gleich kommen wird, weil ich all die Gefühle um mich herum in mich aufnehme. Und weil Nähe es zulässt, dass sich Menschen auch mir gegenüber öffnen können.
Davor setze ich allerdings Tipp #1 um, denn nur wer sich zuerst öffnet, kann dies auch von seinen Kunden erwarten.
Ich fotografiere seit dem ersten Tag ausschließlich mit Festbrennweite und es hat mich dazu gebracht, bewusster zu fotografieren.
Wenn man nicht einfach am Zoom drehen kann, muss man sich vorher mehr Gedanken über Timing und Brennweite machen. Das kann am Anfang hier und da etwas herausfordernd sein (das ist gut!), trägt aber am Ende nachhaltig dazu bei, dass ihr wisst, in welcher Situation welche Linse am besten passt.
Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Zoom-Objektive! Ich denke aber, dass wir besonders gut lernen, wenn unser Kopf an den Körper (Füße) den Befehl gibt, sich zu bewegen und sowohl den Bildausschnitt als auch die Perspektive bewusst zu finden.
So ist das Fotografieren ein ganzheitlicher Prozess. Wenn dann noch der Kontakt zum Menschen dazu kommt: perfekt!
3. Klare Themen schaffen
Das Thema dieses Bildes könnte zum Beispiel „Opa Klaus und seine Enkelin“ sein.
Es ist gut, sich vor dem Drücken des Auslösers zu fragen, was dieses Bild eigentlich alles zeigen oder nicht zeigen soll? Opa Klaus und seine Enkelin sind schon einmal gut. Noch besser wäre aber, wenn euer Bild ein universelles Thema ausdrücken kann. Eben etwas, das auch alle die berührt, die Opa Klaus und seine Enkelin nicht kennen: etwas Übergreifendes.
Wie wäre es mit: Familie, Liebe, Zusammenhalt, Generationen, Stärke, Freude, Trauer? Es gibt so viele Gefühle, die uns alle betreffen. Und der Schlüssel zu bewegenden Bildern ist, den Moment so zu komprimieren (Timing/Bildauschnitt/Perspektive/Licht), dass er zu einem universellen Themenbild werden kann.
So dass aus einem Foto von Opa Klaus und seiner Enkelin ein Foto über Familienliebe oder Opafreuden wird.
Um solche Momente zu erwischen, braucht es Geduld, gutes Timing und Wachsamkeit. Das ist der Grund, wieso ich auf Hochzeiten selten abseits des Geschehens bin: Manchmal muss ich wirklich auf der Lauer sitzen, um die bewegenden Momente zu erwischen.
Ihr müsst ständig bereit sein und in der Lage sein, die Kamera innerhalb einer Sekunde richtig einzustellen. Am besten ist sie aber schon eingestellt, bevor der Moment kommt!
Dafür solltet ihr euch eingehend mit eurer Technik vertraut machen. Die Hochzeit selbst ist dafür nicht der richtige Ort. Übt abseits der Hochzeiten und lernt, eure Kamera in Sekundenschnelle zu bedienen. Sie ist euer verlängertes Auge und ihre Bedienung sollte euch am Ende nicht davon abhalten, das berührendste Bild des Tages zu machen.
By the way: Ich halte es darüber hinaus für sehr wichtig, Bilder nicht mit Informationen zu überladen. Deswegen eliminiere ich – sofern es geht – alles aus dem Bild, was von meinem Thema ablenkt.
Ich frage mich ganz bewusst: Was unterstützt mein Thema und verstärkt es und was lenkt eher davon ab. Das kann zum Beispiel ein Hintergrund sein, der stört oder unruhige Formen und Farben im Bild.
Die Störfaktoren lauern überall ;-)! Es ist daher unerlässlich, sich diese Fragen bewusst zu stellen. Denn bewusster zu fotografieren ist der Schlüssel zu stärkeren Bildern.
Überlegt euch also ein Thema und kreiert dann euer Bild. Dabei solltet ihr euch immer fragen, wie ihr am besten die Aufmerksamkeit auf das lenken könnt, was ihr besonders hervorheben möchtet. Das könnt ihr durch die Wahl der Linse, der Blende, des Lichts oder auch des Bildausschnitts erreichen.
Sich selbst zu fragen, welches universelle Thema euer Bild ausdrücken könnte, bevor ihr den Auslöser drückt, ist ein großer Schritt zu einer stärkeren Bildsprache. Wir alle sind verbunden durch diese universellen Themen.
Ihr selbst habt eure ganz eigene Auffassung von Familie. Von Liebe. Und von allen Themen, die uns Menschen so bewegen.
Hier dürft ihr ganz und gar Künstler sein: Bringt euer Wesen mit ein und transportiert eure Sicht auf die Liebe. Was ist Liebe für euch? Was bedeutet Kind-Sein für euch und was verbindet eine Familie miteinander – in euren Augen? Es ist gut, wenn ihr euch darüber Gedanken macht, wenn ihr in Zukunft Paare und Familien fotografiert.
In euch selbst liegt eine riesige Quelle der Inspiration. Und das Schöne ist: Wenn ihr erst einmal damit begonnen habt, werden auf die Dauer immer genau die Menschen zu euch kommen, die sich mit eurer Sicht identifizieren können. Euer idealer Kunde. Menschen, mit denen ihr super gerne arbeiten werdet.
Liebste Grüße, eure Hannah
Die hier gezeigten Bilder und Texte unterliegen dem Urheberrecht der Autorin.
Mehr über Hannah L. erfahrt ihr auf ihrer Webseite www.lebendigefotografie.com
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